Das gesamte heurige Jahr ist in seinen Abläufen durch die Übersiedlungsherausforderungen geprägt gewesen. Vieles „Gemüsebauliche“, aber auch die Kommunikation darüber von Betriebsseite aus ist ziemlich kurz gekommen. Daher schauen wir selber schon erwartungsvoll auf die kommende Saison, in der die Abläufe hoffentlich wieder geregelter sein werden.

Der Betrieb und das Gemüse:

Die letzten „Gemüse-Informationen“ vom Betrieb gab es im Frühling und jetzt neigt sich die Anbausaison dem Ende zu, ein „update“ über den diesbezüglichen Stand der Dinge ist mehr als überfällig.

Also: nun sind mit ein paar kleinen Ausnahmen praktisch alle Pflanzarbeiten des heurigen Jahres durchgeführt, den Abschluß am Feld bildete vergangene Woche das „Knoblauch Stupfen“, – das in die Erde stecken einzelner Knoblauchzehen, um nächstes Jahr wieder ganze Knollen ernten zu können. Was noch fehlt ist das Auspflanzen des letzten Vogerlsalat-Satzes im Folientunnel.

5c8881a2acad6025398d59d6c4b41

In die abgeernteten und umgebrochenen Gemüseflächen sind schon seit geraumer Zeit Winterbegrünungen eingesät, die nun auch schon schön gekeimt sind. Weitere Einsaaten würden zum jetzigen Zeitpunkt keinen Sinn mehr machen, da von etwa Mitte November bis zu Maria Lichtmess Anfang Februar durch den Mangel an Licht und Wärme das Pflanzenwachstum m.o.w. vollständig zum erliegen kommt.

Was uns andererseits noch Großteils bevorsteht ist die Einlagerungsernte für das Wintergemüse. Gerade die Kartoffeln sind schon aus der Erde und im Lager, (Knoblauch, Zwiebeln und Kürbisse waren schon wie üblich deutlich früher dran), was aber noch fehlt sind Karotten, Sellerie, Rote Rüben, Herbstrüben, Steckrüben, Kohlrabi, Rettich, Zuckerhut und Kraut. Auch ein Großteil der Erdmandelernte steht noch aus.

affc82d2530d72930ccee7c34072b

Die Wurzelgemüse-Ernte soll nun in der zweiten Novemberhälfte erfolgen. Vorbedingung ist, dass die Tages-Temperaturen sich deutlich unter 10 Grad einpendeln. Dann haben sich die Wurzeln auf natürliche Art und Weise abgekühlt und ihr Stoffwechsel ist ziemlich zur Ruhe gekommen – Voraussetzungen für eine gute Haltbarkeit im Lager. Auch haben die Temperaturen im Lagertunnel dann ein Niveau erreicht, dass eine Einlagerung möglich macht. Im industriellen Feldanbau wartet man überlicherweise nicht so lange zu, da ein langsames Herunterkühlen auf technischem Wege im Kühllager durchgeführt werden kann. Das Zuwarten birgt ja auch die Gefahr, von einer plötzlichen Frostperiode überrascht zu werden. Ein bisschen ist die Situation also wie ein Sitzen auf Nadeln, denn wenn sich ein Temperatursturz ankündigen sollte muss alles ganz schnell gehen. Gerade im Augenblick zeigt der Blick nach Nordamerika, dass es um diese Zeit auch ganz anders aussehen könnte. Dort gibt es zur Zeit einen ganz ungewöhnlichen Kälteeinbruch, während bei uns die Temperaturen der Reihe nach Wärmerekorde brechen.

2da3ed8a37fe499704b3cdcf31e75

Die heurigen Erntemengen entsprechen kulturspezifisch ganz unterschiedlich den Erwartungen: Der extrem warme Herbst hat verbunden mit dem feuchten Spätsommer dazu geführt, dass sich praktisch alle Herbstkohlgewächse überraschend üppig und auch frühzeitig entwickelt haben. Der letzte Brokkoli- und Karfiolsatz ist zumindest 2-3 Wochen früher als geplant zu ernten gewesen, die Einlagerungskohlrabi haben den für die Einlagerung optimalen Entwicklungszustand ebenfalls schon seit geraumer Zeit überschritten, konnten aber bisher wegen der noch zu hohen Temperaturen nicht eingelagert werden. Die Knollenkonsistenz leidet darunter und viele beginnen innen scharz zu werden. Andererseits sind Kraut und Wirsing üppig wie noch nie und werden uns heuer eine sehr reichliche Sauerkrautversorgung über den Winter hin bescheren. Auch die Kohlsprossen sehen ganz gut aus. Sie sind zwar jetzt noch zu klein zur Ernte aber ca. ab Anfang Dezember und ins kommende Jahr hinein wird es hoffentlich gut passen.

518239f3034c25b62f23fb5f7aa80

Der Einlagerungskarotten-Satz hat sich auch gut entwickelt und sollte wegen der Mäuse nicht mehr allzu lange am Feld stehen. Offensichtlich bewirten wir eine Unzahl an Feldmäusen und ein gar nicht so kleiner Prozentsatz der Karotten ist von der Spitze her aufgefressen, obwohl von oben gar nichts zu bemerken ist. In diesem letzten Karottensatz haben wir mehrere Typen von Karotten dabei, auch solche, die unseren eigenen Züchtungsbemühungen entstammen: rötliche ochsenherzförmige, rot durchgefärbte, die auch roh recht süß schmecken, gelbe kurz Rüben und solche mit violetter Haut.

Enttäuscht hat uns heuer die Paprika-Ernte ebenso wie die Physalis-Ernte. Auch die Paradeisermengen waren knapp. Während es bei den Paradeisern sicher Sinn macht, den Anbau in den kommenden Jahren etwas auszuweiten – es wäre ja auch schön wieder mal Paradeiser-Überschüsse einkochen zu können – waren bei den Paprika und Physalis die Anbaubestände sicher nicht zu knapp bemessen. Da werden andere Witterungsbedingungen im kommenden Jahr hoffentlich wieder bessere Ernten ermöglichen.

Der letzte Rote Rüben Satz hat sich leider unerwartet schwach entwickelt, vermutlich war der Anbauplatz am alten Acker schon etwas zu erschöpft. Es reicht heuer leider nicht für eine Verarbeitung von Überschussmengen zu Rübensalat und der Lagerbestand wird sehr mager sein. Wie euch vermutlich aufgefallen ist, waren die roten Rüben in den letzten Wochen auch am Marktstand und in den Gemüsekisten nur sehr spärlich repräsentiert.

Der Lauchsatz für den Herbst ist noch überraschend von Lauchmotten heimgesucht worden und daher ziemlich dezimiert, ein größerer Überwinterungssatz steht aber auch noch am Feld und wird hoffentlich den Winter gut überstehen.

Die Gurkenversorgung ist heuer zum Herbst hin recht abrupt abgebrochen, die Gurkenpflanzen im Folientunnel sind den Blattläusen zum Opfer gefallen und vorzeitig zusammengebrochen. Massiver Lausbefall ist in der Regel ein Anzeiger für Fehler in der Kulturführung, vor allem was eine ausgewogene Wasserversorgung betrifft. Dass das heuer bei uns der Fall war müssen wir wohl eingestehen.

Die Salat-Versorgung im Herbst hat wie immer eine etwas bittere Note, das hat damit zu tun dass die kälteunempfindlicheren Salat-Arten wie Zuckerhut, Endivien und auch Radicchio zu der Gruppe der Zichorien gehören, die generell reich an Bitterstoffen sind. Meiner Meinung nach macht es Sinn, sich mit dieser Geschmacksrichtung anzufreunden, (eine google Suche mit dem Stichwort „Bitterstoffe“ gibt da einigen Aufschluss), und ich finde es ein interessantes Phänomen, dass mit dem gelegentlichen Verzehr von bitterstoffreichen Salaten die unangenehme Empfindung von „bitter“ immer schwächer wird und immer mehr die damit verbundenen wohlschmeckenden Geschmacksnuancen zum Vorschein kommen. Auch beim Zuckerhut hat sich der zur Einlagerung bestimmte Anbausatz vorzeitig entwickelt und die Köpfe reissen nun auf und beginnen zu verderben, werden also für die Einlagerung nicht mehr gut geeignet sein. Ein letzter kleinerer „Risikosatz“, der unter normalen Anbaubedingungen keine Ernte mehr gebracht hätte, hat nun hingegen gerade eine optimale Einlagerungsgröße und wird diese Lücke etwas füllen.

Generell gesehen haben uns im heurigen Jahr in Bezug auf den Gemüseanbau zwei Umstände zu schaffen gemacht, die fehlende Sommerwärme und der Bodenzustand am alten Standort. Mehr sommerliche Wärme hätte den meisten Fruchtgemüsen gut getan, der schon erschöpfte Boden der alten Anbauflächen hat manche Blatt- und Wurzelgemüse etwas kümmen lassen. Die schon erwähnten roten Rüben, aber auch Mangold, Chinakohl und Herbstsalate waren da besonders betroffen. In den nächsten beiden Jahre sollen diese Flächen großteils nicht gemüsebaulich genutzt werden um Bodenaufbau betreiben zu können. Wir haben ja grundsätzlich die Einstellung, die Bodenfruchtbarkeit aus betriebseigenen Ressourcen aufzubauen und auf den Zukauf von Dünger zu verzichten, was andererseits eben einen größeren Flächenbedarf voraussetzt und eine weitere Fruchtfolge erfordert.

Was also nun die bevorstehende Winterversorgung betrifft sind wir selber nicht ganz zufrieden mit dem, was wir geschafft haben. Zum Winterende hin wird es vermutlich wieder eine deutlich spürbare „Durststrecke“ geben. Vielleicht wird sich das dadurch abmildern lassen, dass unsere Folientunnelfläche etwas größer geworden ist und wir mehr Spielraum für frühe Anbausätze im neuen Jahr haben.

d2c364cf833263575e5a8cc7d4b01

Investitionen:

Abgesehen von den Übersiedlungsktivitäten haben wir auch einige Investitionen getätigt, teils geplant, teils aus unvorhergesehener Notwendigkeit:

So haben wir unsere geschützte Anbaufläche etwas vergrößert, sie beträgt nun etwa 1000m2. Dazu haben wir im Frühjahr 2 kleine Schiebetunnel aufgebaut. Wir sind schon gespannt auf den ersten Platzwechsel im nächsten Frühjahr und darauf ob sich die von uns ausgedachte Konstruktion bewähren wird.

Der neugegrabene Brunnen am neuen Standort hat enttäuschenderweise nicht die erhoffte Leistungsfähigkeit gebracht. Er gibt gerade einmal ca. 2m3 Wasser in der Stunde, was für eine Nutzung zur Feldberegnung leider bei weitem nicht ausreicht. Diese Kapazität reicht gerade, um genügend Wasser für den Jungpflanzenbereich und für das Gemüsewaschen zur Verfügung zu haben. Wir müssen daher für die Feldbewässerung auf einen Brunnen zurückgreifen, der sich auf der zugepachteten Fläche befindet und der nicht, wie wir es uns gewünscht hätten mit einer Elektropumpe betrieben werden kann, sondern nur mit einem Dieselaggregat oder einem Traktor als Antriebsmotor für die Pumpe.

Weiters hat im Frühjahr unser kleiner Traktor, mit dem wir Pflege- und Setzarbeiten durchführen, den Geist aufgegeben. Wir mussten hier schnell eine Lösung finden und haben ein gebrauchtes Modell derselben Type (Steyr 760) gefunden und erworben. Im weiteren Verlauf hat sich herausgestellt, dass es doch noch Sinn macht, den Motorschaden des alten Gerätes zu reparieren (auch um einen Motor für die Feldberegnung zur Verfügung zu haben), sodass wir schließlich auch diese Reparatur in Kauf genommen haben.

Wie schon am alten Acker haben wir nun auch am neuen Standort als Randbegrenzung zu den konventionellen Flächen hin und zugleich als Windschutz und Nützlingsquartier eine vielfältige Wildobsthecke ausgepflanzt. Folgen soll in den nächsten Tagen noch eine Obstbaumreihe über den ganzen Acker hin, die gemischt aus frühtragendem Spalierobst aber auch aus Hochstamm-Bäumen bestehen wird, – eine bunte Mischung an Obstarten und -Sorten aus dem Versuchsgelände der Hochschule für Bodenkultur in Jedlersdorf, die Nina und Jan im heurigen und im vergangenen Frühjahr auf entsprechende Unterlagen veredelt haben. Schrittweise soll in den kommenden Jahren dadurch auch eine Obstversorgung aus geschmackvollen alten Obstsorten zustandekommen. Wir selber sind schon sehr gespannt!

Soviel als Bericht zur derzeitigen Situation,

mit lieben Grüßen,

Peter im Names des Ochsenherz-Teams