ÖGUT News
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Filmabend: „Landraub“
- Termin: Mo, 28. September 2015
- Ort: Village Cinema 19.30 Uhr, Landstraßer Hauptstraße 2A, 1030 Wien
In Zusammenarbeit mit der Initiative natürlich weniger Mist (Stadt Wien, MA 22 und MA 48) laden der Falter und die ÖGUT zur Filmvorführung von „Landraub“ – der neue Film von Kurt Langbein und Christian Brüser.
Österreich (2015), 95 Min, deutsch
Fruchtbarer Boden ist eine der wichtigsten Ressourcen der Menschheit, aber er wird knapp: Weltweit gehen jedes Jahr etwa 12 Millionen Hektar Agrarfläche allein durch Versiegelung verloren. Nach der Finanzkrise 2008 hat das globale Finanzkapital die Äcker der Welt als Geschäftsfeld entdeckt. Mittels Landraub werden die globalen Märkte bedient und die Lebensgrundlagen der lokalen Bäuerinnen und Bauern zerstört.
Im neuen Film von Kurt Langbein und Christian Brüser werden die Fakten von „Landgrabbing“ aufgezeigt. Es kommen sowohl die Investoren als auch die betroffene Bevölkerung vor Ort zu Wort. Im Anschluss moderiert Florian Klenk (der Falter) eine Gesprächsrunde mit Brigitte Reisenberger (Fian Österreich), Karin Büchl-Krammerstätter (Wiener Umweltschutzabteilung – MA 22) und Kurt Langbein (Regie & Produktion).
Teilnahme
Die Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22) verlost Eintrittskarten.
Weitere Karten sind an der Abendkasse erhältlich.
Anreise
U3, U4 Landstraße, Straßenbahn O, S1, S2, S3, S5, S6, S7, S8, S9, S15 Wien.
Fahrradstellplätze vorhanden.
Wir wünschen einen interessanten und aufschlussreichen Kinoabend!
Der Film ist eine Dokumentation über das forcierte Eindringen von Investoren in Rumänien, Kambodscha und Äquatorialafrka in den letzten Jahren (seit so vor acht Jahren von den „Fachleuten“ Landwirtschaft als große Profitchance ausgerufen wurde). Eindrucksvoll die Gegenüberstellung der smarten Redeweise der Kapitalvertreter angesichts 30% Rendite und der Schilderungen der direkt Betroffenen, der Getäuschten, Betrogenen und Vertriebenen, ja das Filmen direkter manifester Gewalt gegen sie. Eindrucksvoll aber auch das Reden eines gutmeinenden Oppositionspolitikers, die den Eindruck machen, dass alles anders wäre, wenn er nur was zu reden hätte.
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Danach gab es eine Podiumsdiskussion u.a. mit Kurt Langbein. Getragen war sie von der zähen Hoffnung der Diskutanten,
* dass Staat und Politik nicht die zusammenfassende und garantierende Agentur des Geldkapitalbetriebs sind,
* dass die gute Opposition, wenn wir sie bei den Wahlen stark genug machen, etwas grundsätzlich anderes machen wird als die gegenwärtig Regierenden oder
* dass diese Regierenden wegen unserer Petitionen und Demos ihre Agenda nicht mehr am Geldwachstum ausrichten werden.
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Einige interviewte und gefilmte Manager wollten nach dem Erscheinen des Trailers den Film sehen und haben ihn bekommen. Seitdem keine Rückmeldung, berichtete Kurt Langbein. Sie scheinen sich nicht so zu fürchten, dass sie etwas unternommen hätten. Dürfte bei solchen Filmen eher generell so sein.
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Dazu ein paar Überlegungen:
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Staaten und Staatenbünde sind aber dazu da, „die Wirtschaft am Laufen zu halten“, darauf zu achen, dass „Geschäfte“ gemacht werden können und damit direkt oder indirekt die dafür verzweckten WArbeitsplätze gesichert“ oder „neue geschaffen“ werden können. Jeder verantwortliche Politiker von links bis rechts redet doch offen davon, dass es dazu „Wachstum“ braucht. Ein „Geschäft“ „rentiert“ sich doch nur, wenn am Ende mehr Geld da ist als am Anfang, und investiert wird doch nur, weil man hofft, dass dabei „was rausschaut“. (Auch wenn das heute sehr oft schon nur mehr Spekulationsblasen sind, die da aufgeblasen werden, bis sie platzen).
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Wer immer in der Opposition etwas anderes gesagt hat, musste sich doch seit weit über hundert Jahren, wenn er dann an der Regierung war, den „Sachzwängen“ beugen, weil eben Staat und Politik mit dem Geschäft auf engste verflochten sind, ja allein vom Geschäftserfolg alimentiert werden. Natürlich gibt es auf jedem Vormarsch der Investoren Teilrückzüge, aber die Geschichte zeigt doch, dass es Selbstbetrug ist, in solchen Erfolgen schon eine Änderung der Grundlagen sehen zu wollen (Selbst im Land von Fukoshima werden wieder die AKWs hochgefahren). Und doch ist eine solche Änderung, also das Abgehen von Geschäftserfolg und Geldwachstum als Grundlage unseres Lebens, wahrscheinlich die Vorbedingung für unser Überleben auf dem Planeten.
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Ich wünsche mir, dass dabei „ein gutes Leben für alle“ herauskommt. Dafür muss, so glaube ich, die buntscheckige Menschheit in überschaubaren Gruppen nach innen und außen kooperieren können und so ganz direkt ihr Leben in die Hand bekommen, statt von politischen und ökonomischen Führern und Bürokratien verwaltet zu werden. Wir müssen uns auf gleichrangige Beziehungen untereinander und auf die Dinge konzentrieren, die wir für ein gutes Leben wirklich brauchen, statt auf stets wachsende Produktion und einen Konsumismus im Dienst der Rentabilität investierten Gelds.
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Am ehesten tauchen solche Gedanken ja – leider außerhalb dieser Podiumsdiskussion – eh noch bei Lebensmitteln und Pflege des fruchtbaren Bodens auf und entwickeln zarte Wurzeln wie in der „solidarischen Landwirtschaft“. Man kann ja nicht übermäßig zuversichtlich sein, dass nicht auch da die so selbstverständliche und in ihrer Destruktivität meist verkannte „Notwendigkeit“ von Geschäft, Geldverwertung, Wachstum diesen fruchtbaren Boden wieder in die Tiefe zufrieren lässt, Aber chancenlos sind wir da wieder auch nicht.
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Wichtig wär es jedenfalls. Denn wo das Geschäft flächendeckend nicht mehr hinhaut und die Investoren an einen zukünftigen Erfolg der Geldvermehrung nicht mehr glauben, zerschmilzt die Marktkonkurrenz, die der Kern von Staatlichkeit, Wirtschaft, Rechtsordnung etc. ist, langsam oder schnell zur blanken Gewalt, wie es im wachsenden Kreis der „failed states“ zu sehen ist.