die gemüseliste für die freie entnahme am naschmarkt in der kw46:

salate:
div. salate 1EA -/+
zuckerhut -/+
radicchio +
gemüse:
zwiebel -/+
porree -/+
karotten -/+
rote rüben -/+
kartoffel (3 sorten) -/+
pastinaken +
petersilwurzel –
haferwurzel +/-
brokkoli ++
karfiol +/-
kohlrabi +/-
herbstrüben  (gelb/weiß) +
grünkohl +/-
puntarelle -/+
rucola (einjährig) +
chinakohl –
stangensellerie – –
knollensellerie -/+
jalapenos +
paradeiser – –
rotkraut -/+
spitzkraut +/-
pak choi +/-
tatsoi -/+
senfkohl -/+
div. kürbisse +
kräuter -/+
div. petersilie +
thymian

|| – – sehr wenig || – wenig || -/+ mittel || + viel || ++ sehr viel || – ohne anspruch auf richtigkeit und vollständigkeit


liebe ernteteilerinnen und ernteteiler,

aus gegebenem anlass möchte ich gerne ein paar gedanken mit euch teilen. der gärtnerhof ochsenherz, sowie der verein gela ochsenherz können als ein experiment einer solidarischen ökonomie gesehen werden.

in diesem experiment geht es unter anderem darum, die anonymität des markts aufzuheben und durch persönliche beziehungen und eigenverantwortung zu ersetzen.

in diesem zusammenhang ist es teil des experiments, dass jedeR sich selbst einschätzen kann und muss, um einerseits seinen finanziellen, oder sonstigen einsatz beizutragen und andererseits – im fall der freien entnahme am naschmarkt – um seinen eigenen bedarf an gemüse für die woche einzuschätzen.

beides funktioniert im großen und ganzen erstaunlich gut und gibt grund zur hoffnung, dass nicht alles bis ins detail „von außen“ (ich bin versucht durch das system zu schreiben) vorgegeben werden muss, sondern dass der mensch noch dazu fähig ist in einem offenen system, selbst kreativ zu sein und sich selbst zu entfalten. ohne dazu streng vorgegebene regeln zu brauchen.

starre regelwerke können das zusammenleben natürlich erheblich erleichtern, da man dadurch einen rahmen hat, innerhalb dessen man nicht mehr viele fragen (an sich selbst) stellen muss. die eigene freiheit der willensäußerung bzw. willensentfaltung kann dadurch aber erheblich eingeschränkt werden.

nun. der grund warum ich das alles schreibe ist der, dass ich in der vergangenen woche eine konversation per elektrobrief mit einer ernteteilerin geführt habe, in der es grob umrissen darum ging, dass sie enttäuscht war, dass das entnahme-system am naschmarkt dazu führt, dass man sich ab 16h die frage stellen muss, ob es überhaupt noch sinn macht auf den naschmarkt zu gehen, da die gemüsekörbe dort im großen und ganzen schon recht mager bestückt sind. vor allem betreffe das gemüsearten, die auf der gemüseliste mit „viel“ gekennzeichnet wurden.

zusammenfassend möchte ich nur noch folgendes schreiben: der akt der selbsteinschätzung im falle der gemüseentnahme kann als ein solidarischer akt gesehen werden. wenn jedeR tatsächlich so viel gemüse nimmt, wie sie/er in einer woche sinnvoll verbrauchen kann (auch wenn „viel“ in der gemüseliste steht), dann ermöglicht das im idealfall auch allen anderen ernteteilerinnen ebenso zu handeln.

wir haben das große glück, dass wir in diesem jahr was die erntemengen betrifft, im großen und ganzen wirklich reich beschenkt werden. von ein paar kleinen ausnahmen abgesehen.

ich möchte nicht dazu übergehen müssen kein einziges gemüse mehr mit „viel“ zu beschreiben, nur um dem vorzubeugen, dass bei gela ochsenherz „schnäppchen gejagt“ werden. ich freue mich viel mehr jedes mal, wenn ich „viel“ hinter ein gemüse schreiben kann, weil ich mir dann denke: ha, davon kann wirklich jedeR etwas mitnehmen und genießen. bitte nehmt mir diese freude nicht, sondern nehmt bitte wirklich nur so viel, wie ihr sinnvoll verbrauchen könnt.

es ist auch teil des konzepts, dass nicht jedeR von jedem gemüse etwas mitnehmen kann. das würde sich kapazitätsmäßig gar nicht verwirklichen lassen, weil wir dazu zu viele verschiedene gemüsearten anbauen. und nicht jedeR will von jeder gemüseart tatsächlich etwas mitnehmen. so ist es aufgrund der bisherigen erfahrungen, die am markt gemacht wurden, angelegt.

aus meiner perspektive als marktfahrer und standbetreuer kann ich sagen, dass es wirklich eine schöne herausforderung ist, das gemüse über den gesamten tag hinweg so einzuteilen, dass jedeR möglichst bis zum schluss von jedeR gemüseart etwas nehmen kann, die/der will. manchmal funktioniert es besser, manchmal weniger gut. aber im großen und ganzen hatte ich bisher den eindruck, dass es sich noch immer gut ausgegangen ist und niemand traurig nach hause gehen musste, weil sie/er zu wenig gemüse mitnehmen konnte.

na ja. die eine oder andere auseinandersetzung hat es schon gegeben. vor allem dann, wenn ich versucht habe einzugreifen, wenn ich das gefühl hatte jemand nimmt von einer gemüseart zu viel mit. davon habe ich abstand genommen. es macht meiner ansicht keinen sinn zu viel zu regulieren. ich denk‘ mir meistens: was weg ist, ist weg. aber das ist natürlich dann zu späterer stunde manchmal ein problem, wenn genau das gemüse, das sich jemand gerne mit nach hause genommen hätte, weg ist.

ich möchte hier keinen vorschlag für eine strengere regulierung „von außen“ einbringen, sondern vielmehr an die „innere regulierung“ jedeR ernteteilerIn appellieren, einmal auszuprobieren, tatsächlich so viel mitzunehmen, wie man wirklich für eine woche braucht und nicht mehr. auch das ist ein sehr interessantes experiment. und keine sorge: wir sind auch nächsten freitag wieder mit dem herrlichen gela-ochsenherz-gemüse am naschmarkt und freuen uns, wenn ihr euch dieses abholen kommt. denn nur so wird der kreis dann auch sinnvoll geschlossen.


ein paar worte zur gemüseversorgung in der kw46:

dieses mal haben wir angeregt durch die oben beschriebene konversation etwas mehr erdäpfel, karotten und kürbis mitgegeben. bei zwiebel – der war letzte woche ab 16:30 aus – können wir nicht mehr mitgeben, weil wir die erntemenge bis ende jänner einteilen wollen und da geht sich einfach nicht mehr aus, als die 4 kisten/woche. und das ist schon die obergrenze, da unser lager nicht optimal ist und wie in den letzten hofnachrichten beschrieben, die vorräte auch von selbst weniger werden, da manches einfach zu faulen beginnt. wir improvisieren viel, um mit unserem budget auszukommen. die lagerhaltung gehört in den bereich der improvisationen am betrieb. was nicht heißen soll, dass unser lager wirklich schlecht ist. es ist auf jeden fall das beste, was wir mit den derzeitigen mitteln schaffen können und es funktioniert trotz der einfachheit erstaunlich gut.

der frost hat uns diese woche erneut erwischt. eine paprikaernte war aus diesem grund nicht mehr sinnvoll. es gibt aber noch eine schöne menge scharfer jalapenos. ein paar letzte paradeiser sind sogar mit am markt. das ist aber eher als kleiner, feiner abschiedsgruß der paradeiser zu sehen. die menge ist sehr überschaubar. aber immerhin, es gibt mitte november noch ein paar paradeiser am markt!

zum ersten mal heuer sind diesmal haferwurzeln mit dabei. und wir haben auch zwei sorten von herbstrüben mit am markt. eine gelbliche und die bekannte rot-violette. hier und hier habe ich ein paar interessante herbstrübenrezepte gefunden. in der schweiz werden daraus unter anderem sauerrüben und „räbeliechtli“ gemacht.

die übrige gemüseversorgung ist recht ähnlich, wie in den letzten wochen. mengenmäßiger spitzenreiter ist wieder brokkoli. schlusslicht sind wohl die paradeiser.


was sich sonst noch so tut

abgesehen von den ernten für die letzten kisten der saison und die freie entnahme am naschmarkt ist diese woche die lagerernte so richtig losgegangen. knollensellerie und rote rüben waren die ersten beiden großen ernten. morgen und nächste woche wird kraut geerntet und ein teil davon wird am dienstag zu herrn marchsteiner gebracht, der daraus herrliches sauerkraut machen wird. es ist auch angedacht wieder kimchi zu machen.

wir haben heute auch weiter an der getreideverteilung konzipiert. es wird einen „getreide-anteil“ geben, der getrennt von der gemüseversorgung sozusagen „abonniert“ werden kann.  es gibt auf jeden fall in diesem jahr diverse nudel-varianten aus dinkel und hartweizen, sowie dinkelreis und speisedinkel in 500g und 1000g packungen. mehr infos dazu folgen in kürze.

gestern habe ich es endlich geschafft den pferdemist noch einmal umzusetzen und mit den biologisch-dynamischen präparaten zu behandeln. der mist darf jetzt noch eine weile „reifen“ und kann dann als mistkompost auf die gemüseflächen ausgebracht werden. in unserem fall hauptsächlich auf begrünte flächen, damit der mist gleich durch die pflanzen aufgenommen werden kann und die nährstoffe nicht ausgewaschen werden. was passieren würde, wenn der mist auf nackte erde ausgebracht wird.

jetzt ist es an der zeit den dieswöchigen bericht abzuschließen. bilder habe ich diese woche leider keine gemacht. vielleicht schaffe ich es nächste woche wieder.

im namen aller mitarbeiterinnen und mitarbeiter am gärtnerhof ochsenherz wünsche ich euch viel freude beim abholen, verabeiten und genießen all der wunderbaren gemüseköstlichkeiten,

wolfgang