liebe ernteteilerInnen

ein neues jahr „gemeinsam landwirtschaften“ hat soeben begonnen. das ist anlass um in kurzform einerseits den auf der jahresversammlung präsentierten rückblick auf das vergangene jahr zusammenzufassen, andererseits auch um auf das kommende jahr vorauszuschauen.

von betriebsseite aus gesehen war es sehr erfreulich, dass so viele mitglieder an der jahresversammlung teilgenommen haben! etwa 120 personen waren anwesend, d.h. mehr als ein drittel der aktuellen gela mitglieder! das heisst zugleich auch, dass die entscheidungen, die getroffen wurden (alle ohne gegenstimmen!) auf einer guten grundlage basieren.

2015 war für die ochsenherz-mitarbeiterInnen der eigentliche start am neuen betriebsstandort. das hat anfänglich noch einiges an adaptierungsanforderungen gestellt, andererseits aber auch die annehmlichkeiten eines eigenen container-„betriebsgebäudes“ mit büro, aufenthalts- und sanitärräumlichkeiten mit sich gebracht. wir freuen uns, wenn ihr uns an einem der mitarbeitssamstage besuchen kommt und euch selbst ein bild macht. wir würden gerne ein umfeld schaffen, in dem auch ihr euch mit dem platz verbinden könnt, an dem euer gemüse wächst! auch kinder sind herzlich willkommen, und wenn alles klappt wird es von frühsommer an immer was zu naschen geben, – erdbeeren ab anfang juni und hoffentlich himbeeren für den rest der saison!

das google maps luftbild (von 2015) gibt einen überblick über unser feldstück an der fuchsenwaldstraße (neuer standort) und zugleich einen eindruck davon, wie wir unseren anbau strukturieren. (am ende dieses beitrages gibt es nochmal dieselbe abbildung in hochformat mit feinerer ausflösung)

das gesamte feldstück ist etwa 680 m lang und ca. 170 m breit. die obere, etwas violettbraun gefärbte hälfte ist noch bis herbst 2016 umstellungsfläche und derzeit mit einer mischung aus gründüngungspflanzen bewachsen, die untere hälfte wird für den gemüseanbau voll genutzt. zusätzlich nutzen wir auch noch kleinere bereiche des „alten“ standortes an der hochwaldstrasse.

das luftbild von ende juli 2015 zeigt deutlich die dürresituation des letzten sommers: nur dort erscheinen die feldflächen grün, wo wir bewässern konnten! die gesamte, unbewässerte gründbrachefläche ist abgedorrt und braun. die paar grünen punkte in der oberen bildhälfte zeigen bereiche an, wo es undichte stellen in der bewässerungsleitung gab. dunkelbraun sind die bereiche, wo wir gerade frisch gepflanzt und gegossen haben. es sind vor allem die blöcke mit den kohlgewächsen für den herbst und winter. die haben ja letzten sommer ganz schlimm unter der hitze und trockenheit gelitten (siehe hofnachrichten kw 29).

auf dem luftbild ist weiters die gliederung der anbaufläche gut ersichtlich ist: wir haben die gesamte anbaufläche in etwa 100m lange bereiche geteilt, die jeweils mit kulturreihen in 75cm reihenabstand bepflanzt sind (im luftbild sind die einzelnen reihen gerade noch erkennbar). insgesamt umfasst dieser derzeitige gemüse-anbaubereich im freiland etwa 600 Reihen, dazu kommen noch die geschützten anbauflächen in den folientunneln. auf jeden einzelnen ernteanteil umgerechnet gab es eine gemüseanbaufläche von rund 180 m2 im freien und knapp 4 m2 anbaufläche in den folientunneln.

das ist relativ viel und zurückzuführen auf das schwache ertragspotential des bodens. nach einer spatentiefe erdreich steht schon der schotter an. (laut bodenwertkarte hat der boden etwa 25 von 100 möglichen bodenpunkten). die herausfordernde aufgabe ist hier, langfristig einen bodenaufbau zu betreiben und den gehalt an humus im boden anzuheben.

doch zurück zum anbau: zur verdeutlichung der gemüseanbaumengen ist es ganz gut, weiter von der rechnerischen einheit von 180 m2 je EA auszugehen: so wurden davon etwa 24m2 für den anbau von kartoffen genutzt, je 16m2 für den anbau von karotten und rohnen einerseits und für zwiebelgewächse (lauch, zwiebel, knoblauch) andererseits. etwa 27m2 wurden im laufe des jahres mit kohlgewächsen bepflanzt, weitere etwa 20m2 mit salaten und paprika. damit wäre schon etwas mehr als die hälfte der fläche mit ca. 15 gemüsearten belegt, die ca. 45 weiteren gemüsearten verteilen sich in immer kleiner werdenden anteilen auf die zweite hälfte der fläche.

kultur-gruppe gemüse-arten m2  je EA
kohlgewächse brokkoli, karfiol, kohlrabi, grünkohl, sprossenkohl, etc. 27
kartoffeln frühkartoffel, lagerkartoffel 24
fruchtgemüse paradeiser, paprika, melanzani, bohnen, etc. 21
div. blattgemüse mangold, spinat, chinakohl, schnittkohl etc. 20
zwiebelgewächse zwiebel, lauch, bundzwiebel, knoblauch 16
karotten, rohnen karotten, div. rohnen 16
salate blattsalate, zichorien, endivien 15
kürbisgewächse kürbis, gurken, melonen, zucchini 12
div. wurzelgemüse sellerie, pastinake, rettich, radies, herbstrüben, etc. 12
diverse fenchel, artischocken, stangensellerie, etc. 9
div. kräuter basilikum, petersilie, koriander, dille, schnittlauch, etc. 4
im folientunnel paradeiser, gurken, salate, div. 4
  gesamtfläche in m2:     180

 

während die kartoffel einen hohen anteil in bezug auf die verbrauchte fläche einnehmen (mehr als 10%) sind sie in bezug auf die arbeitsbelastung eine eher anspruchslose kultur. das andere extrem stellen die (ebenso unverzichtbaren) paradeiser dar. sie verbrauchen einen flächenanteil von nur ca. 5m2 je ernteanteil (weniger als 3%), beanspruchen aber im sommer einen sehr hohen anteil der zeit für pflegearbeiten.

jedes jahr hat dann versorgungsmäßig seine mow. unkalkulierbaren besonderheiten, die einerseits mit den witterungsbedingungen zusammenhängen, andererseit damit wie sehr wir es schaffen unsere arbeiten im geplanten zeitrahmen durchzuführen.
die frühzeitigkeit und intensität der ersten frostnächte z.b. bedingt das ernteende der meisten fruchtgemüse oder hat einfluss darauf, ob sich manche herbst-blattgemüse noch bis zur erntereife entwickeln oder nicht. im rückblick sind im vergangenen jahr die roten rüben und die sellerie z.b. mit den bedingungen besonders gut zurecht gekommen. da haben wir im überfluss geerntet und eingelagert.
die paradeiserernte war unserem eindruck nach gut, ebenso die menge an zucchini, gurken und paprika. melanzani gab es nicht so reichlich und andenbeeren enttäuschend wenig.
karotten haben sich in der trockenen hitze beim keimen schwer getan, da gab es immer wieder engpässe.
kraut kohl und sprossenkohl sind aus den schon besprochenen gründen knapp.

aus anbauplanerischer sicht hab ich den eindruck, dass es gilt, einen balanceakt zu schaffen zwischen überfluss und begrenztheit. beides muss wohl im ablauf eines jahres spürbar werden und in einem gleichgewicht stehen. sommer und herbst sind zeiten, in denen ein überfluss herrschen muss und in denen auch verarbeitung für die wintermonate passieren soll. trotzdem stehen wir betrieblich auch an belastungsgrenzen hinsichtlich des arbeitsumfanges und müssen schon allein aus diesem grund den anbau in bewältigbarem umfang belassen. andererseits wäre es auch kein tragbare zustand, wenn für manche ernteteilerinnen die dauerhafte empfindung von knappheit da wäre. im zeitraum zwischem märz und anfang mai allerdings ist die situation von mangel auch anbautechnisch nur mit großem aufwand aufzufangen. (nicht umsonst gibt es ja im englischsprachigen raum den begriff „hungry gap“, – hungerlücke, für diesen zeitraum.) da sind wir auch erst dabei zu lernen, wie diese lücke am besten zu schliessen sein könnte. es gibt diesbezüglich einfach keine versorgungstradition mehr im heimischen gemüseanbau, da ja alles zu jederzeit irgendwoher importiert werden kann.

diejenigen von euch, die auf der jahresversammlung dabei waren, haben mitgekriegt dass der betrieb sich heuer zur aufgabe gesetzt hat, besonders sparsam mit dem budget umzugehen und viel augenmerk darauf zu richten, die betrieblichen arbeitsabläufe effizient zu gestalten. es gilt, ein defizit des vergangenen jahres auszugleichen und eine gute grundlage zu schaffen, um die für die nächsten jahre geplanten rückzahlungen der darlehen für die übersiedlung bewerkstelligen zu können.

auch aus diesem grund sind wir dabei, unseren anbauplan nochmals gründlich zu durchforsten, um zumindest klare prioritäten zu haben und einen eindruck davon, wie sich die arbeitsbelastung (pflanzenanzucht, setzten, kulturpflege) über die anbausaison verteilt.

dabei zeigt sich auch, dass die etwa 40 gemüsearten, die oben aufgelistet sind, schon ein minimum-grundsortiment darstellen, das auf den ersten blick zwar recht vollständig aussieht, bei genauerem hinsehen aber doch noch einiges vermissen lässt. denn wer möchte gerne auf dinge wie zuckerschoten, zuckermais, zuckerwurzel, pak choi, vogerlsalat, neuseelandspinat und eiskraut, steckrüben und haferwurzel, rucola, puffbohnen, andenbeeren, rhabarber etc. etc. verzichten.

trotzdem ist für das heurige jahr nochmals klarer als bisher: eine ausreichende karottenversorgung über eine möglichst weite zeit des jahres hat eine viel höhere priorität als die verfügbarkeit von eiskraut oder agretti.

in diesem sinne hoffen wir, dass das heurige jahr wieder ein vielfältiges und üppiges jahr wird und wir alle gut versorgt durch das jahr kommen.

mit lieben grüßen im namen des betriebes

peter