Bauern in Paraguay kündigen neue Landbesetzungen an
Von Matthias Arnold
amerika21
Beim Jahresabschlusskongress der Bauernorganisation FNC
Quelle: facebook.com
Asunción. Nach Jahren der Zurückhaltung will die größte Bauernorganisation Paraguays FNC (Federación Nacional Campesina) in diesem Jahr wieder die Ländereien von Großgrundbesitzern besetzen. Mit diesem politischen Mittel will sie ihre Forderungen nach einer Bodenreform unterstreichen.
In den vergangenen Jahren hatten die Bauernorganisationen von dieser Form des Protests kaum Gebrauch gemacht, nachdem es bei Besetzungen von Länderieien im Jahr 2012 zu schweren Auseinandersetzungen mit der Polizei mit zahlreichen Toten gekommen war. Bei ihrem Jahresabschlusskongress Mitte Dezember in der Hauptstadt Ascunión hat die FNC beschlossen, diese Zurückhaltung aufzugeben.
„Damit sich ein Land entwickeln kann, muss man die Konzentration von Land in den Händen Weniger überwinden. Damit einher geht auch der Zugang zu fruchtbarem Boden für landlose Familien“, begründete FNC-Generalsekretär Marcial Gómez die Entscheidung in einem Interview mit der Tageszeitung Última Hora. Mit dem Vorgehen verfolgten die Bauern zwei Absichten, sagte Gómez: „Zum einen wollen wir dadurch erneut auf die Notwendigkeit einer Landreform aufmerksam machen. Zum anderen geht es darum, fruchtbares Land zu erobern.“
Aus Sicht der landlosen Bauern sei die Diskussion über die Bodenreform unter dem konservativen Präsidenten Horacio Cartes nahezu zum Stillstand gekommen. Zwar gebe es vereinzelte Versuche des Nationalen Instituts für landwirtschaftliche Entwicklung (Indert), von reichen Sojabauern genutztes Land neu zu verteilen. Doch es fehle eine übergeordnete politische Strategie der Regierung. Das Indert hat unterdessen angekündigt, den Schutz der Kleinbauern vor den Folgen des Klimawandels zu stärken und enger mit der Organisation zu kooperieren.
In Paraguay gehört ein Großteil des Landes einer reichen Minderheit. Die große Mehrheit der landlosen Bauern lebt hingegen in großem Elend. Etwa 85 Prozent des Bodens, zirka 30 Millionen Hektar, befinden sich in den Händen von nur zwei Prozent der Bevölkerung. Die Armutsrate im ländlichen Bereich liegt bei etwa 53 Prozent.
Schon mehrere Präsidenten haben angekündigt, das Problem mit einer Agrarreform anzugehen, darunter auch der ehemalige linksgerichtete Präsident Fernando Lugo. Doch das Vorhaben ist kompliziert. Bei zahlreichen Ländereien lassen sich die ursprünglichen Besitzverhältnisse kaum noch feststellen. Im Laufe der Jahrzehnte wechselten diese immer wieder durch Enteignungen oder unrechtmäßige Aneignungen.
sehr informativ – vielen Dank für das Teilen und die dementsprechende Horizonterweiterung ! Es erhebt sich sehr die Frage, wie lange
derartige „Unrechtsverhältnisse“ noch tragbar und zumutbar sind ! Wenn 2% der Bevölkerung über 80% der Flächen kontrollieren und nicht imstande oder willens sind diese so einzusetzen, dass ein Großteil der Zeitgenossen ein WÜRDIGES Auskommen hat, dann lauft
in der aktuellen „Organisationsform“ etwa GRUNDSÄTZLICH falsch ! Dann wird Rechtsordnung zu Unrechtsordnung und erfüllt nicht mehr ihren originären Zweck das ALLGEMEINWOHL zu befördern !
In unseren Breiten erhebt sich die Frage, ob es legitim ist ausgelaugte Böden weiter chemisch zu RUNIEREN und abträglich konventionell zu bewirtschaften und ob so ein Vorgehen nicht von amtswegen unterbunden gehört, da die Lebensgrundlagen damit
gefährdet werden – vielleicht sogar fahrlässig ! Schließlich ist die Gesamtheit der Bevölkerung angewiesen von den Erträgen der vorhandenen Ackerflächen zu leben. Wenn die Besitzer nicht imstande sind ausreichend GESUNDE Produkte zu erwirtschaften,nehmen sie ihre Verantwortung für die Böden nicht an und agieren entsprechend kontraproduktiv. Wie lange kann/soll
derartige Fehlentwicklung toleriert werden ? Meines Erachtens ist das Maß bereits heute ÜBERVOLL !
Bewußtseinsbildung tut NOT !