aus: contraste Dezember 2017

Am 13. November 2017 verabredeten in Bern die Vertreter*innen von 13 europäischen und nordafrikanischen Ländern eine Verschärfung der Flüchtlingsabwehr. Am gleichen Tag veröffentlichte Bruno Watara eine Pressemitteilung. Er kam selbst vor vielen Jahren als Flüchtling nach Deutschland, und setzt sich für die Rechte von Migrant*innen und geflüchteten Menschen ein.

ELISABETH VOSS, BERLIN

Nun veröffentlichte Bruno Watara ein Video, das er über soziale Netzwerke aus Westafrika bekommen hat. Ein Flüchtling hat es mit seinem Handy an der libyschen Küste aufgenommen. Es zeigt, was alle wissen, aber niemand sehen will: Tote Menschen, die an den Strand gespült werden, ertrunken beim Versuch, das Mittelmeer zu überqueren. Allein in diesem Jahr sind im Mittelmeer bereits 3.000 Menschen auf der Flucht ertrunken.

Bruno Watara: »Es ist schrecklich, solche Bilder zu sehen. Bitte schauen Sie trotzdem nicht weg. Denken Sie daran, wieviel schrecklicher es ist, zu ertrinken. Oder zu wissen, dass geliebte Menschen, Eltern, Geschwister, oder die eigenen Kinder ertrunken sind. Schauen Sie hin. Europa ist verantwortlich für diese Toten. Europa ist verantwortlich dafür, dass Menschen aus Afrika fliehen müssen: Die Hauptursachen der Migration sind Wirtschafts- und Handelsabkommen und die Kredite, die Europa für die sogenannte Entwicklung Afrikas gibt. Mit diesen Krediten werden die afrikanischen Länder in die Schuldenfalle getrieben. Die Freihandelsabkommen zerstören die afrikanische Ökonomie vollends.«

»… dass wir uns Afrika ein bisschen aufteilen«

Bereits auf der CDU/CSU-Tagung »Africa meets Business« im März 2017 in Berlin sagte Bundeskanzlerin Merkel über die EU, »wir« müssten »schauen, dass wir uns Afrika ein bisschen aufteilen«. Als Beispiel nannte sie die »Migrationspartnerschaft« mit Mali und Niger, in der Deutschland mit Frankreich und Italien zusammenarbeitet. Gegen Entgelt nehmen afrikanische Staaten geflüchtete Menschen »zurück« – egal woher diese ursprünglich kommen. Solche Abschiebungen und Rückübernahmeabkommen können auch als Menschenhandel bezeichnet werden.

Das Gipfeltreffen »Afrikanische Union – Europäische Union« Ende November in Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste) wird das Afrikajahr der deutschen G20-Präsidentschaft beenden. Es wird wieder um Sicherheit, Wachstum und Arbeitsplätze gehen. Mit wohlklingenden Vertragswerken wird die neokoloniale Ausplünderung Afrikas verschärft. Unternehmen des globalen Nordens nehmen sich Land und Ressourcen, und exportieren Billigprodukte, mit denen sie lokale Märkte in Afrika zerstören. Mit weiteren Grenzsicherungsmaßnahmen wird die Festung Europa noch weiter ausgebaut.

Unter dem Motto »Wir haben Agrarindustrie satt« werden am 20. Januar 2018 – wie jedes Jahr – Landwirt*innen mit ihren Treckern gemeinsam mit Aktivist*innen in Berlin für Ernährungssouveränität und globale Gerechtigkeit auf die Straße gehen. Es gilt, die Fluchtursachen zu bekämpfen, nicht die flüchtenden Menschen.

Link zum Video: http://wirsindwuetend.blogsport.eu/2017/11/06/europas-verantwortung
Mehr über Bruno Watara: www.bewegungsstiftung.de/watara.html