Der Sommerbeginn steht vor der Tür, ein wesentlicher Teil der Gemüsepflanzungen ist getan. Auch die wärmeliebenden Honig- und Wassermelonen sowie die Paprika sind nun gepflanzt. Okra und Malabarspinat werden wohl noch diese Woche folgen. Die Pflege der Gemüsekulturen, das Hochleiten und Ausgeizen der Paradeiser und Gurken und zunehmend mehr Erntearbeiten prägen nun unsere Arbeitsabläufe. Spannend ist es jedes Jahr zu sehen, dass mit dem Beginn der neuen Gemüseernte auch schon das Ende der Gemüsesaison in den Arbeitsabläufen auftaucht: Der Lauch für die Ernte im Frühling ist ebenso schon gesät wie der Grünkohl und der Sprossenkohl. Zumindest ein halbes Jahr Vorlaufzeit bis zur Ernte ist bei den meisten Gemüsekulturen die Regel. Ausnahmen bilden nur einige wenige raschwüchsige Gemüsekulturen wie Radieschen und Salate. Salate bauen wir ja in 15 Anbausätzen übers Jahr verteilt etwa alle 2 Wochen neu an.
Die Temperatur soll nun bis zum Wochenende hin noch ordentlich ansteigen, über 35°C sollen es werden!
D.h. nun giessen giessen giessen…
Erdbeeren:
Heute steht nochmals eine Erdbeerernte für die Freie Entnahme an, dann sollte jede/r ErnteteilerIn eine Kostprobe bekommen haben. Erntehilfe ist immer willkommen, für heute aber wohl zu kurzfristig angefragt.
Danach ist der Bestand freigegeben zur Selbsternte! Wer immer kommen mag ist herzlich eingeladen, wer uns dabei unterstützen mag, die Restbestände für eine Verarbeitung zu Marmelade abzuernten natürlich ebenfalls!
(Bitte um Anmeldung an office@ochsenherz.at, das Erdbeerfeld befindet sich am alten Standort)
Reizthema Brokkoli:
Der Brokkoli stellt uns immer wieder vor die spannende Frage ob wir gänzlich auf Hybridsaatgut verzichten wollen und können oder doch noch nicht. Bei diesem Gemüse ist der Unterschied zwischen Hybridsorten und samenfesten Varianten wohl am eklatantesten zu sehen. Wir haben im heurigen Anbau etwa halb/halb gemacht und der selbst vermehrte samenfeste Typ beginnt nun in ein erntefähiges Stadium zu kommen. Die Blütenstände sind allerdings großteils kümmerlich klein, viele Blütenknospen öffnen sich frühzeitig. Die Ertragsmenge wird einen Bruchteil jener der Hybridsorte ausmachen. Brokkoli ist eine relativ junge Gemüseart, von der es nur wenige traditionelle Sorten gibt, und die zeichneten sich nicht durch große Köpfe für die Einmal-Ernte aus. Der meiste Züchtungsaufwand der letzten Jahrzehnte ist hier in die Hybridzüchtung geflossen und diese Lücke muss erst wieder geschlossen werden. Unsere eigenen Erfolge diesbezüglich können sich leider noch nicht sehen lassen, aber wir bleiben dran.
Brokkoli ist übrigens neben einer Tomatensorte die erste Gemüseart, auf die das Europäische Patentamt im heurigen Frühjahr ein Patent auf eine konventionell gezüchtete Hybrid-Sorte vergeben bzw. bestätigt hat. Nachdem die Gentechnik in Europa so schwer Fuß fasst ist dies nun eine neue Strategie großer Saatgutkonzerne, Abhängigkeitsverhältnisse zu schaffen. (Aufruf: „Kein Patent auf Saatgut“) Während es bisher das generelle „Züchterprivilag“ gab, auf alle bereits existierenden Sorten und Herkünfte als Ausgangsmaterial für Neuzüchtungen zugreifen zu können ist das bei patentierten Sorten nun nicht mehr möglich. Hier befindet sich das Erbgut der Sorte im Eigentum des Patentinhabes, auch wenn es urspünglich aus traditionellen Sorten gewonnen und kombiniert wurde, – jeder Kommentar erübrigt sich hier wohl –
Verzicht auf Plastiksackerl:
Eine relativ einfache Möglichkeit zu einer gesünderen Welt beizutragen sollten wir uns nicht entgehen lassen: Bei dem Einführungstreffen zur Naschmarkt-Standbetreuung vergangenen Freitag haben wir beschlossen, endlich schrittweise ernst zu machen mit dem Verzicht auf Plastiksackerl! Von Betriebsseite aus wollen wir unseren Vorrat an Plastiksackerl zur Gemüseabholung aufbrauchen und nicht mehr erneuern. Für diejenigen, die vergessen haben irgendein Transportbehältnis für ihr Gemüse mitzunehmen wird es Stofftragetaschen zum Selbstkostenpreis geben.
Und natürlich werden wir das noch ausgiebig kommunizieren, damit niemand plötzlich vor den Kopf gestoßen ist!
Mit lieben Grüßen vom Ochsenherz Gärtnerhof,
Peter
Vielen Dank für den ausführlichen, superinteressanten Bericht!
Liebe Grüße
Hedwig
lieber peter,
das find ich toll, wie du das vom brokkoli beschreibst. wie mühsam es ist, eine „eigene“ und damit samenfeste sorte heran zu züchten, die am individuellen standort für unsere menschlichen bedürfnisse „ewas her gibt“. und wie die saatgut-multis sich sozusagen durch das hintertürl wieder einschleichen, wo wir doch durch die vordertür mit arche noah und reinsaat (u.a.)so erfolgreich protestiert haben und das saatgut gesetz durch diesen grossen einsatz bewusster menschen für den moment vom tisch ist neu überarbeitet werden muss.
diese patentierte brokkolisorte wird ja dann auch in den biohandel gelangen – ooohhh die göttin schütze uns davor!!! wird die dann einen namen haben, dass man sie erkennen kann? hat diese tomatensorte schon einen namen, dass man sie erkennen – UND NICHT KAUFEN kann? müsste man sich da bei BIO AUSTRIA erkundigen?
fragen über fragen…..
na zum glück haben wir noch ein paar kistl ergattert, so dass wenigstens unsere „bewussties“ (und wir selbst!) echtes, authentisches bio-gemüse zur verfügung haben. und das noch mit rezepten – ein echter luxus heut zu tage!
danke! euch allen am ochsenherz-gärtnerhof.
ps: gibt es eigentlich schon „studien“ oder erfahrungen darüber, ob und wie sich der mono-anbau von labor-hybriden im (sogenannten) bio-anbau auf die bodengesundheit auswirkt?
herzlichen gruß
chiara
liebe chiara,
die traurige wahrheit ist, dass in den letzten 20 jahren schon über 2000 patente auf pflanzen vergeben wurden, wobei es sich bisher überwiegend um gentechnische manipulationen gehandelt hat, also um künstliche, technisch herbeigeführte veränderungen am erbgut. das besondere an diesem brokkoli-patent ist, dass es sich hier gar nicht um etwas gentechnisch verändertes handelt, sondern um einen konventionell gezüchteten brokkoli.
du hast recht, eine solche sorte könnte natürlich auch in den biohandel gelangen, denn es steckt ja keine gentechnik drin. es könnte theoretisch sogar eine samenfeste sorte sein, den der nachbauschutz für die saatgutfirma wäre hier ja dadurch gewährt, dass sie patentiert ist. das bedenkliche ist hier also gar nicht die qualität der sorte selber, sondern dass hier vom europäischen patentamt in einem präzedenzfall eigentumsrechte an genetischen ressourcen vergeben werden! wenn das schule macht, könnte es in naher zukunft keinen freien zugriff mehr auf die genetische vielfalt geben, …. ein unvorstellbares schreckensszenario
Lieber Peter!
Es ist großartig zu lesen, was sich auf dem Feld tut! Da wächst schon die Vorfreude auf den Abholtag… Danke, dass du dir die Zeit zum schreiben nimmst!
Liebe Grüße
Marie-Pascale
Die Hofnachrichten erinnern mich an die Kisterlrezepte mit Kurznachrichten vom Hof anno 2008…
Danke!!
Liebe Grüße
Petra
Stoffsackerl finde ich super