Frische Erde für die Erdbeeren

von Hedwig Seyr-Glatz

Im funkelnagelneuen Arbeitsraum des neuen Folientunnels ging’s bald nach neun Uhr los. Luise und ich waren die ersten, und Nina wartete bereits auf uns, erklärte und zeigte uns die jüngsten Neueinrichtungen, die Einteilung des Tunnels, den Wärmetisch, die Feuchtplätze, wo welche Pflänzchen aufgestellt werden. Trotz des grade erst angebrochenen Frühjahrs – die Felder zeigten noch Winterkleid und Pflanzen, die noch aus dem Herbst stammen, z.B. Kohlsprossen und Kohlblätter – konnten wir im Tunnel, auf dem Boden aufgereiht, bereits in Miniformat sehen, was da heranwächst: Lavendel, Rosmarin und dann die Erdbeeren, die im Freien in Formen überwintert haben und nun geputzt und in Töpchen verfrachtet werden sollen.

Nina erklärt uns die Erde, die dafür verwendet wird; es ist Torf aus einem östlichen Land, und meint, dass es leider noch keine ideale Lösung für die Eigenproduktion der fürs Eintopfen notwendigen Erde gebe. Wir schichten die Torferde in der Mitte des Arbeitstisches auf, holen die Töpfchen und die Erdbeeren und beginnen mit dem Putzen der vom Winter angegriffenen kleinen Pflänzchen.

In der Zwischenzeit sind weitere Frauen mit ihren kleinen Töchtern eingetrudelt; bis zu Mittag sind wir auf die schöne Zahl von neun Frauen mit einem guten Altersdurchschnitt angewachsen; die kleinen Mädchen, Anjuscha (3) und Regina (9) heißen sie, soweit ich mich erinnern kann, arbeiten fleißig und allerliebst plaudernd mit. Es ist ja eine sehr ruhige, beschauliche Arbeit. Wir unterhalten uns über verschiedenste Gela-Angelegenheiten, dem Projekt Ouvertura in Moosbrunn gilt großes Interesse.

Allmählich heizt die Frühlingssonne unseren Arbeitsplatz im Tunnel, der gar nicht tunnelartig wirkt und keinen Tunnelblick zulässt, auf. Verschiedene Wintergewandschichten werden abgeworfen, ja bis zum Unterleiberl. Jetzt hat der Frühling hier sichtlich Einzug gehalten.

In einer kurzen Pause zeigt uns Nina auf dem zwecks Erdverbesserung mit Luzerne bewachsenen Feld die frische Baum- und Strauchbepflanzung, erklärte den Wissbegierigen, allen voran Ulli, einer echten Gartenkennerin, welche Arten hier aus welchen Gründen passen und gibt auch ihr jüngst erstandenesWissen bezüglich Baumschnitt und Veredelung preis. Dann geht es ohne größere Anstrengung und Schweißausbrüche weiter mit dem Umtopfen bis zur Mittagspause.

Ja, natürlich wieder ein Höhepunkt: von Peter, dem bis Mittag einzigen Mann hier, gekochtes Gemüse, gerösteter Kohl, rote Rüben und Karotten, die ausgezeichnet schmecken – wer sowas gekostet hat, isst nie wieder Konserven- oder Supermarktgemüse – Erdäpfel, Salat und ein bissl Mozarella darf auch dabei sein. Als Krönung dann noch von Gundl produzierte Waffeln. Köstlichst! Und es passt zum Frauen(vor)tag (7.3.) – Mutter Erde pflegen, angenehme Gespräche führen, Wissen und Erfahrungen austauschen und dann von von einem Mann gekonnt bekocht werden!

Klar: Je weiter das Gemüsejahr voranschreitet, desto aufwendiger werden die Arbeiten auf Feld und Flur und in Folie. So gemütlich geht es nicht immer zu! Aber so manche(r) von uns will ja zeitweilig stärker beansprucht werden und auch richtig spüren, was das gute Gemüse an Körperkräften bringt.
Gelegenheit dazu gibt es sicher bei den nächsten Mitarbeitstagen.
Herzlich willkommen, auch der männliche Teil der ErnteteilerInnen!