Thema:
Was ist am Ochsenherz Gärtnerhof passiert
und wieso wurden Menschen gekündigt?

 

Liebe Ernteteiler und Ernteteilerinnen!

Ich schreibe meine Sichtweise auf Bitte und Nachfrage einiger
ErnteteilerInnen und weil bisher noch wenig erklärt wurde, wie es zur
Krise von Gela-Ochsenherz im Sommer kam. Manchmal braucht es Zeit bis sich
die Worte finden…

Wir befinden uns seit der Ankündigung vom Rückzug von Peter Lassnig aus
dem Betrieb Ochsenherz und dem Verein Gela-Ochsenherz in einer
Neuorientierungsphase. Nicht in Bezug auf die Ausrichtung, denn wir
(Betrieb und Gremiumsmitglieder) stehen alle hinter CSA, biologischer
Gemüseproduktion und der Verwendung samenfester Sorten.
Der Wandel – der neben der sehr fordernden Gemüseproduktion, die ohne
Qualitäts- und Quantitätseinbußen bei jeglichen Wetter und
Personalsituation wöchentlich gegeben sein muß-hat sich eher im
strukturellen abgespielt. Wem gehört was?, Wer entscheidet? Wer ist wir?

Unser herkommliches Denken ruft nach einem neuen Chef, nach einem
starken Mann, der alle Probleme löst. Wir wollen aber den Versuch wagen
auch auf der Ebene von Projektleitung und Geschäftsführung
gemeinschaftlich zu agieren.
Das braucht viel Mut, Durchhaltevermögen, Vertrauen in andere und in die
gemeinsame Vision.
Was es auch braucht sind sehr klare Strukturen, Spielregeln,
Entscheidungsmodalitäten und eine gemeinsame Ausrichtung.
Wie ihr euch denken könnt ist dieser Prozess enorm.
Er braucht viel Zeit und es kommt und kam zu Diskussionen und
Auseinandersetzungen.
Es war lange nicht klar ob und wie wir das schaffen. Ein Jahr lang haben
wir geglaubt, es fehle nur noch ein kleiner Schritt, dann ist die
formale Übergabe des Betriebes umgesetzt. Nur dass dieser eine Schritt
einfach nicht möglich war. Immer kurz vor dem Aufsetzen ist ein neues
Problem aufgetaucht, das es zu lösen galt. Manche kamen mehr aus der
Geschichte, bei anderen ging es um Macht, Loslassen, Transparenz,
Loslassen, Vertrauen, Loslassen, Gesprächskultur,…
Und manchmal ging es darum, den eigenen Standpunkt und Vorstellungen los
zulassen, weil wenn man als Gruppe agiert braucht es viel
Kompromissbereitschaft. Das ICH muss lernen geduldig zu werden.
Der Wandel war verdammt anstrengend und in Folge dessen haben manche das
Projekt verlassen oder sind sich nicht sicher, ob sie weitermachen können.
Andererseits hatten wir auch nicht unendlich viel Zeit. Peter hat in der
Zwischenzeit ein neues Projekt gegründet und muss dort Aufbauarbeit
leisten und gleichzeitig zieht sich sein formales
Weggehen von Gela-Ochsenherz wie ein Strudelteig.
Denn übergeben kann erst werden wenn klar ist an wen und zu welchen
Bedingungen. Während wir also diskutieren und planen hatte Peter noch
die offizielle Betriebsführung , incl. Letztverantwortung und Haftung,
ohne real anwesend zu sein. Was natürlich untragbar ist. Deswegen die
Kündigungen. Es hat eine Lösung gebraucht. Es braucht eine Lösung! Die
Verlängerung, der Verlängerung der Nachspielzeit war nicht mehr möglich.
Im Falle einer Schließung hätte es offene Verbindlichkeiten und
aus ständige Rückzahlungen gegeben (Ihr erinnert euch Ertevorauszahlungen
zur Errichtung des Containers…). Um die Kosten und Risiken zu
minimieren wurden die 4 Kündigungen von Seiten Peter ausgesprochen. Das
war natürlich furchtbar für die Betroffenen und für das Team, aber nicht
überraschend. Sicher hätte vieles auch anders und besser laufen können,
aber im Nachhinein scheint vieles leichter als in der Situation. Und es
ist nachvollziehbar. Und jeder andere Geschäftsführer hätte
wahrscheinlich nicht so lange gewartet.
Eine der betroffenen Kolleginnen ist stark am Aufbau von Gela-Ochsenherz 2.0
beteiligt und möchte auch Teil des neuen Teams sein.

Klar ist, dass bei Gela-Ochsenherz 2.0 alle BetriebsmitarbeiterInnen Teil des
gemeinsamen Vereins sein werden.
…dass die gemeinsame Ausrichtung die Leitlinien siehe homepage sind.
…dass wir im neuen Projekt eine gemeinschaftliche Führung mit klaren
Regeln und Strukturen wollen.
…dass ErnteteilerInnen und Betriebsangehörige näher zusammen rücken
werden.
…und dass es weiterhin nahrhafte Gemüsevielfalt aus nachhaltiger
biodynamischer Produktion geben soll.

Klingt utopisch?
Es hat auch kaum wer geglaubt, dass das System der freien, solidarischen
Entnahme hier möglich sei.
Und nun schaut wie viele CSAs es in Österreich gibt!!

Gärtnerischen Gruß
rosi

PS: Wer gekündigt wurde möchte ich an dieser Stelle nicht erörtern, denn
das käme mir den Betroffenen gegenüber unfair vor.