Hofnachrichten

Woche 28

Liebe Mitglieder!

Viele Themen bereiten uns am Hof gerade Schwierigkeiten, manche auch schon länger, manche immer wieder.

Das Wetter im Frühling war ein Segen und lässt wenig zu wünschen übrig. Viel Sonnenschein sowie regelmäßige, ergiebige Niederschläge sind das größte Glück im Gartenbau. Kein nennenswertes Unwetter wollte sich mit uns anlegen. Während unser Frühsommer- und Sommergemüse also soweit gut aussieht und die Ernte nun jede Woche brisanter und erfüllender wird, wächst uns bei einigen Herbst- und Lagerkulturen das Unkraut, Beikraut, die Kulturbegleitflora (oder wie auch immer man es nennen will) über den Kopf (sprichwörtlich). In manchen Fällen bis zur Hüfte (wortwörtlich).

Bei unseren Winterzwiebeln sind große Ertragseinbußen nicht mehr vermeidbar. Dank der enormen Hilfe beim Hofaktionstag im Juni konnten jedoch zumindest einige davon gesichert werden. Bei den allermeisten Kulturen kann noch viel gemacht werden, darum bemühen wir uns mit aller Macht, und unsere Versorgungssicherheit ist soweit nicht in Gefahr, aber die sommerliche Hitze, das schnelle Pflanzenwachstum mancher besonders widerstandsfähiger Unkräuter (Amaranth, Melde, Hühnerhirse…) und die übliche Personalknappheit des Sommers durch, unter anderem, wohlverdiente Urlaube und gelegentliche Krankenstände machen uns zu schaffen. Viele Maschinen benötigen immer wieder teure und zeitaufwendige Reparaturen. Personelle und strukturelle Schwierigkeiten belasten die Gedanken. Das ungedeckte Budget sitzt uns im Nacken, immer weniger Menschen können sich „Bio“ leisten. Nebenbei darf kaum eine Arbeit aufgeschoben werden (Aussaat, Anzucht und Pflanzung für den Herbst und Winter, Kulturpflege im Tunnel, wöchentliche Erntearbeiten, Bewässerungsarbeiten…). Die Überstunden stapeln sich. Arbeitstage beginnen früher, um später zu enden.
Die Sonne brennt weiter hinab, der Wind staubt wertvollen Boden auf und trägt ihn von einem Acker zum Nächsten. Gelegentlicher Regen kühlt die Gemüter. Der Amaranth gedeiht weiter.

Aber dass wir überhaupt von Überstunden, Urlauben und Krankenständen reden können, ist an sich schon ein Privileg in der Landwirtschaft. Dass wir an heißen Tagen unsere Pausen selber einteilen können, wenn wir sie brauchen, und dass unsere Existenz nicht von unserer Arbeit und der Vermarktbarkeit des Ertrags abhängt ist eine große und nicht selbstverständliche Freiheit. Dieser Text soll also nicht als ein Herumjammern aufgefasst werden. Verglichen mit der „herkömmlichen Landwirtschaft“ geht es uns ausgesprochen gut. Das hat auch viel mit unserer Struktur als Verein zu tun, mit der Idee der solidarischen Landwirtschaft, und auch unserer Organisationsform am Hof.

Vielen mag es noch gar nicht untergekommen sein, aber während der Verein offiziell eine gewisse formelle Hierarchie besitzt (mit gewähltem, entscheidungsberechtigtem Vorstand und stimmberechtigten Mitgliedern), verflüssigt sich dieses rechtliche Korsett am Hof in praktizierte Soziokratie. Eine Betriebsleitung gibt es nicht. Alle Angestellten sind gleichberechtigt und jeder Stimme wird Gehör geschenkt. Entscheidungen werden gemeinsam getroffen und niemand hat das letzte Wort. Arbeitsbereiche werden untereinander aufgeteilt und können nach eigenem Ermessen weiterentwickelt werden. Auf die Lebensumstände jeder Person wird bestmöglich versucht Rücksicht zu nehmen. Das alle verbindende Ziel: Gutes und leistbares Gemüse.

Das klingt erstmal wunderbar und kaum vorstellbar, nach dem Idealbild der Arbeitswelt aus Sicht der Arbeitnehmer*innen. Und tatsächlich funktioniert es auch besser als viele für möglich halten würden. Nicht Wenige staunen! Aber natürlich gibt es auch Schattenseiten.

Läuft etwas mal nicht gut oder nach Plan, – Kommt regelmäßig vor. Ist normal im Leben. – fühlt man sich schnell persönlich verantwortlich, nimmt das Gefühl mit nach Hause, mit ins Wochenende. Grenzen zwischen Arbeitsplatz und Privatleben verwischen, das eine überlagert das andere. „Ehrenamt“ beruhigt beizeiten das Gewissen. „Flexible Arbeitszeiten“ kann auch bedeuten, dass man sich nicht von der Arbeit lösen kann. Resultierende Erschöpfung verringert das Wochenende. Negative (aber zum Glück auch positive) Stimmung färbt auf die Kolleg*innen ab. Lobende wie auch kritikreiche Rückmeldungen von Mitgliedern, vom Markt, beeinflussen das Arbeitsklima. Eine einzelne Unachtsamkeit kann mitunter monatelange spürebare Auswirkungen haben.
Die psychische Belastung hat (besonders im ohnehin anstrengenden Sommer!) großen Einfluss auf die Arbeit (das Gemüse) sowie auch unsere Privatleben.

Wenn die Menschen im Mittelpunkt stehen, werden sich ohne Frage auch Meinungsverschiedenheiten und Konflikte dazugesellen. Wir sind davon natürlich nicht verschont. Der ohnehin schon herausfordernde Gemüsebau mit all seinen Facetten wird nicht leichter, wenn sich unterschiedliche Ansichten oder Persönlichkeiten aneinander reiben. Das lässt sich nicht verhindern, aber es lassen sich immer Lösungen finden. In letzter Zeit verstecken sich manche gute Lösungen jedoch leider etwas zu gründlich und bereiten uns zusätzliches Kopfzerbrechen.

Doch trotz aller Schwierigkeiten und Ärgernisse wäre GeLa Ochsenherz ohne die Soziokratie nicht der einzigartige Arbeitsplatz, den ich jede Woche wieder besuchen möchte.

Der Hof hat in den letzten Jahren große Personalwechsel erlebt. Seit ich vor fünf Jahren das erste Mal hier war, haben ganze neun Leute das Hofteam verlassen, von durchschnittlichen 12-13. Das sind über 70%! Die Gründe ebenso divers wie die Leute selbst, ihre Aufgabenbereiche und Kompetenzen. Aber alle haben Lücken hinterlassen, welche im laufenden Betrieb zu schließen noch nie einfach war. Strukturen verfallen und verändern sich. Neue müssen aufgebaut werden und das benötigt viel Zeit und Energie. Mitunter auch Jahre. Ein Team muss sich einspielen und die Kommunikation muss fließen. All das funktioniert leider nicht immer und die Baustellen werden spätestens im Ernteerfolg spürbar.

Darum entlastet uns jede Hilfe von euch Mitgliedern auch seelisch. Egal ob ihr unter der Woche oder am Hofaktionstag (zum Beispiel diesen Samstag am 12.07) zum Zupfen oder ernten Mithelfen zum Hof kommt, einen Standdienst übernehmt, eure Mitmenschen über solidarische Landwirtschaft informiert und begeistert (es gibt noch genügend offene Ernteanteile! Ihr findet am Markt auch Flyer), oder euch einfach nur über unser gemeinsames Gemüse freut und uns das mitteilt (jedes Feedback erreicht uns direkt am Hof).
Insbesondere das Verständnis, falls es mal ein Gemüse nicht in der gewünschten Menge oder Qualität gibt; wenn Missernten aufgrund struktureller Schwierigkeiten, oder menschlicher Fehler anstatt eines Extremwetters entstehen; wenn sich etwas manchmal einfach nicht ausgeht. Verständnis für das alles, und der fortbesthende Glauben an das Projekt und unsere Arbeit geben uns die Kraft, weiterzumachen.

Denn davon lebt die Solidarische Landwirtschaft.

(kleines tränchen)

Liebe Grüße vom Hof

Soren

Viel:

Frühkraut

Melde

Drachenkopf

 

Genug:

Paradeiser

Salat

Karotte

Minze

Blumen

Mangold

Malabarspinat

Pimpinelle

Zwiebel

Knoblauch

 

 

 

 

 

 

Ein wenig:

Gurken

Frühkartoffel, speckig (Glorietta)

Zucchini

Rote Rübe

Paprika

 

Kräuter:

Minze

Pimpinelle

Drachenkopf

Basilikum

Diese Woche war es bis zu 20 Grad kälter als in der Vorwoche und damit ist das Gemüse auch deutlich langsamer gewachsen. Deshalb gibt es diese Woche zum Beispiel weniger Zucchini als die letzten Wochen. Wenn es jetzt wieder warm wird profitieren die Pflanzen jedoch vom reichlichen Regen.

Diese Woche kommen wieder Paradeiser zum Markt. Damit es leichter ist die Menge/EA einzuschätzen, haben wir sie abgewogen. Es gehen sich etwa 800 Gramm/EA aus. Wenn ihr einen kleinen Ernteanteil habt, nehmt euch bitte entsprechend weniger. Am Stand wird es zur Orientierung eine Mustertasse geben. Teilweise sind Paradeiser (unter anderem wegen des Regens) aufgeplatzt. Diese sollten am besten schnell verbraucht werden.

Bisher haben wir eine ertragreiche Frühkartoffel-Ernte und sind zuversichtlich. Wer uns bei dem Kulturschutz des beliebten Gemüses unterstützen möchte, kann am Hof gerne unseren Beetle-Collector ausprobieren. Er funktioniert super, aber es fehlt uns oft an der Zeit ihn zu nutzen

Wir haben bei den Paprikas und Chilis diese Woche die sogenannte Königsblüte entfernt. Diese erste Frucht bildet sich in der Gabelung zwischen dem Haupttrieb und Seitentrieb und wird unreif entfernt, damit die Pflanze mehr Früchte ansetzt und insgesamt kräftiger wächst. In den nächsten Wochen, kann die Ernte dann richtig beginnen.

Diese Woche gibt es nochmal Frühkraut. Frühkraut hat im Vergleich zu später reifenden Weißkohlsorten weichere, stärker gewellte und nicht so dicht anliegende Blätter. Frühkraut wird oft als milder und feiner im Geschmack beschrieben. Es kann im Juni/Juli geerntet werden und ist nicht so lange lagerfähig wie der klassische Weißkohl.