Hofnachrichten

Woche 45

Liebe Ernteteiler*innen!

Die Hofnachrichten kommen diese Woche mal wieder aus dem Zug. Ich habe ein paar Spätsommertage in Südfrankreich verbracht und habe unter anderem Marseille entdeckt. Die zweitgrösste Stadt Frankreichs ist trubelig, laut, vielseitig und unter anderem ein berüchtigter Hotspot für Bandenkriminalität und Drogenhandel. In den „quartiers populaire“, den benachteiligten Stadtvierteln im Norden der Metropole, leben tausende Menschen auf engstem Raum und sind täglich und existenziell von Gewalt, sozialer Ungerechtigkeit und Armut betroffen.

Seit den 90er Jahren entstehen inmitten der grossen Gebäudekomplexe sogenannte Guerilla Gemeinschaftsgärten, die von BewohnerInnen selber angelegt, bepflanzt, gepflegt und belebt werden. Die einst brach liegenden Flächen der Gärten wurden ursprünglich von BewohnerInnen besetzt und werden von diesen selbst als Orte der Hoffnung und der Selbsermächtigung beschrieben. Die Gärten schaffen Raum für Gemeinschaft, Ablenkung, Erfolgserlebnisse und wertvolle Rückzugsorte. In den Gärten entscheiden die BewohnerInnen selbst was dort wachsen soll und wie die Ernte verteilt wird.

Manche der Projekte werden mittlerweile von Vereinen oder Stiftungen auch mit finanziellen Mitteln unterstützt und dürfen weiter wachsen. Die Arbeit von GründerInnen, BewohnerInnen und UnterstützerInnen führt auf diese Weise dazu, dass in Vierteln wie dem  „Frais Vallon“ mit Leidenschaft Erbsen angebaut werden oder dass der Gründer des Gemeinschaftsgartens in der „Cité SNCF“ am liebsten mit seiner Nachbarin, Kohl und Radiesschen anbaut…

Die Gemeinschaftsgärten werden damit beinahe beiläufig zu einem kleinen Versuch der gelebten Ernährungssouveränität. Ich habe mich mit einer der InitiatorInnen des Gemeinschaftsgartens in „Frais Vallon“ ausgetauscht. Eine Aussage ist mir dabei besonders in Errinerung geblieben: „Wir haben uns nicht dazu entscheiden hier zu Leben…wir haben keine andere Wahl. Aber seit es die Gemeinschaftsgärten gibt, habe ich das Gefühl wenigstens auf diesem kleinen Stück Land einen Einfluss darauf zu haben, zu was wir diesen Ort machen können, welche Regeln an ihm gelten, was wir anbauan und essen wollen. Es gibt hier endlich Möglichkeiten an einem Ort mit wenig Perspektive“.

Ich nehme den Satz mit nach Wien und hoffe, dass noch viele Erbsen in „Frais Vallon“ wachsen, verteilt und gegessen werden können.

Alles Liebe,

Hannah

Genug:

Asia-Salat-Mix
Puntarelle
Salat
Weisskraut
Endivie
Rettich
Karotte
Chinakohl
Kren
Cardy
Grünkohl
Süsskartoffel (GEMÜSE DER WOCHE)
Knoblauch
Rote Rüben
Zwiebel
Kartoffel (Melia und Jule)
Kürbis

Ein wenig:

Rotkraut
Wirsing
Romanesco
Karfiol
Zicchorie

Kräuter:

Herbstsalbei
Sauerampfer

GEMÜSE DER WOCHE: Süsskartoffel (auch Batate, weisse Kartoffel oder Knollenwinde genannt). Nach der Ernte müssen Süsskartoffeln für mindesten 1-2 Wochen an einem warmen Ort gelagert werden. Diesn Prozess nennt man „curing“ . Er härtet die Knollen ab, verbessert den Geschmack ducrh die Umwandlung von Stärke in Zucker und festigt die Schale. Die Süskartoffel wurden daher die letzten Wochen am wärmsten Ort in der Jungpflanzenanzucht gelagert, dem sogenannten „Haus im Haus“.

Allerhand Endivien und Zicchorien finden ihren Weg nun zu euch – keine Scheu! Falls sie euch zu bitter sind, können diese Salate auch gegart oder gedünstet werden. Dabei verlieren sie das Bittere und können mit ein wenig Honig noch gesüßt werden.

Diese Woche kommt eine ganz besonders schöne Rettich-Sorte zum Markt. Der „red meat“ Rettich, scheint von aussen unscheinbar, hat jedoch einen besonders schönen Farbverlauf in seinem Rübenfleisch