Hofnachrichten

Woche 20

Liebe Ernteteiler*innen!

Bevor ich vor mittlerweile fünf Jahren Mitglied bei Gela wurde, hab ich mich nicht wirklich mit der Bedeutung von Saisonalität auseinandergesetzt. Klar wusste ich, dass es im Winter keine Tomaten, Zucchini und Melanzani aus Österreich gibt, aber bei vielem anderen Gemüse hatte ich keine Ahnung wann das eigentlich Saison hat. Und ganz banal dacht ich mir, dass die schwierigste Zeit für saisonale Versorgung wohl der Winter ist, wenn es kalt ist und auf den Feldern der Schnee liegt.

Als Ernteteiler wurde mir schnell klar, dass die ‚Magerzeit‘ später ist, so zwischen März und Mai – das so genannte Frühjahrsloch. Warum das so ist, wurde mir erst nach und nach bewusst, nochmal vielmehr seit ich selbst am Hof arbeite. Als Quereinsteiger in der Landwirtschaft und nach wie vor Laie am Acker (der damals im Biologieunterricht nicht so gut aufgepasst hat) erklär ich’s mir so:

Pflanzen brauchen für ihr Wachstum (neben ausreichend Wasser, Wärme und Nährstoffen) vor allem Licht. Das ist in unseren Breitengraden erst zunehmend im Frühjahr ausreichend vorhanden, wenn die Tage länger werden. Und dann dauert es natürlich, bis die Pflanze bzw. jene Teile die wir essen wollen, ausreichend groß sind. Darum sind ‚leichtere‘ Sachen, also Salate und sonstige Blattgemüse, recht schnell im Jahr frisch verfügbar, während jenes Gemüse mit Substanz länger auf sich warten lässt. Manche Kulturen lassen sich bis zu einem Jahr Zeit, bevor wir sie beernten können!
Im Herbst gibt es dann Gemüse in Hülle und Fülle, nicht nur was von den klassischen Sommergemüse noch da ist sondern vieles, was eingelagert werden kann um uns den Winter hindurch zu versorgen. Aber selbst bei besten Bedingungen (die wir bei Gela nicht haben) ist die Lagefähigkeit enden wollend – nach mehreren Monaten sind die Vorräte nicht nur aufgegessen, sondern zunehmend auch nicht mehr genießbar. Wo wir dann wiederum beim Frühlingsloch gelandet sind.

Das ändert leider nichts daran, dass wir Menschen dennoch das ganze Jahr hindurch essen müssen 😉 Aber mittlerweile haben wir schon viele Strategien entwickelt, um freud- und genussvoll durch die Magerzeit zu gehen:

1. Die Kräuter- und Blattvielfalt um diese Jahreszeit voll auskosten. Ein Pesto lässt sich aus fast allem machen und schmeckt zu Nudeln oder im Risotto. Kräuteromlette gibt’s bei uns grad mehrmals die Woche 😉

2. Den Tiefkühler und den Vorratsschrank durchforsten und endlich die ‚Leichen‘ aufbrauchen, die sich im vergangenen Jahr angesammelt haben.

3. ‚Gemüsearm‘ kochen – etwas was man als Gela-Mitglied fast verlernt hat. Das ist die Zeit für Linsen, Bohnen und Co, für Semmel- und Germknödel, für Tortellini mit Käsesauce und vieles mehr, was sich normalerweise aufgrund von Gemüseüberschuss im Kühlschrank nicht ausgeht.

4. und letztens: wenn ich richtig Lust auf ein bestimmtes Gemüse hab, dann kauf ich es einfach ein, wenn ich es wo anders regional finde. Da gönnen wir uns dann das, was es bei Gela nicht oder nur wenig gibt, wie Schwammerl oder Süßkartoffel. Da bin ich dann lieber pragmatisch als dogmatisch.

Ungeachtet den Herausforderungen bemühen wir uns am Hof sehr, das Frühjahrsloch so gut wie möglich ‚zu füllen‘, optimieren Anbau und Lagerbedingungen und versuchen immer wieder neues. Diese Woche gibts zum Beispiel erstmals Stängelsenf, eine Kohlrarität. Ich find’s köstlich!

Und was sind eure Strategien?

In diesem Sinne, guten Appetit wünscht
Christoph

PS: meine Kolleg*innen vom Fach mögen mir meine allzu simplen Erklärungsversuche nachsehen.

Genug:

Cardy

Stängelsenf

 

 

 

 

 

Ein wenig:

Mangold

Jungknoblauch

Spargel

Pak-Choi

 

Kräuter:

Bohnenkraut (genug)

Thymian (genug)

Oregano (genug)

Minze (wenig)

Petersilie (wenig)

Oswegopfeffer (wenig)

Zitronenmelisse (wenig)

Koriander (wenig)

Dill (wenig)

Die letzten Wochen ist oft einiges an Gemüse zurück zum Hof gekommen. Deshalb nehmt euch gerne viel von dem wo es viel gibt (beispielsweise Salat). Wenn ihr selber nicht so viel verbrauchen könnt, nehmt ihn trotzdem gerne mit und verteilt ihn an Freunde und Familie, damit wir gemeinsam verhindern können, dass unser Gemüse schlecht wird.

Das Gemüse der Woche ist der Stängelsenf. Der Stängel dieser spannenden Gemüserarität schmeckt senfartig und wird oft in der asiatischen Küche verwendet. Sowohl die Blätter, als auch die Stiehle können Roh, sowie Zubereitet genossen werden.

Es ist wieder Spargel-Zeit! Wir beernten weiterhin nur die Testfläche, sodass sich pro EA /Saison maximal nur ein Bund ausgehen wird. Diese Woche gibt es 55 Bünde. Also Spargel für 55 (ganze) Ernteanteile.

Diese Woche kommt wieder Cardy zum Markt. Ein tolles Rezept zum Cardy findet ihr auf unserer Webseite. Es heisst Cardi in umido (geschmorter Cardy) und Inga zeigt euch mit dem Rezept wie dieser italienische Klassiker auch vegan zubereitet werden kann.

Der Pak-Choi hat leider einige Fraßschäden (Kohlfliege und Erdfloh) und ist daher leider eher klein und zerfressen. Wir empfehlen gründliches Waschen.

Auch der Mangold ist der Laus zum Opfer gefallen. Auch hier wird gründliches Waschen empfohlen.